Aberle, Dr. Lukas

Sanktionsdurchgriff und wirtschaftliche Einheit im deutschen und europäischen Kartellrecht

Band 245

V, 281 (61,- €)

ISBN: 978-3-452-27933-0

 

Der Unterschied zwischen dem Bußgeld, das gegen eine Tochtergesellschaft und demjenigen, das gegen die Konzernmutter aufgrund einer kartellrechtlichen Zuwiderhandlung verhängt werden kann, kann aufgrund der unterschiedlichen Umsatzhöhen als Anknüpfung für die Bußgeldbemessung einen mehrstelligen Millionenbetrag ausmachen. Die Europäische Kommission macht auf der Grundlage der so genannten wirtschaftlichen Einheit zwischen Unternehmen im Konzernverbund auch die Muttergesellschaft für Verstöße gegen die Wettbewerbsvorschriften haftbar, die neben der Tochtergesellschaft als Gesamtschuldnerin für die Zahlung der gegen diese verhängten Geldbuße haftet. Das geltende Ordnungswidrigkeitenrecht in Deutschland hingegen geht - bislang - von einem auf die  juristische Person beschränkten und nicht vom rein wirtschaftlichen Unternehmensbegriff aus.

Diese an der Universität Konstanz entstandene Dissertation nimmt sich eines brisanten und kontrovers diskutierten Themas an, das für Unternehmen im Unternehmensverbund von hoher praktischer Relevanz ist. Das Thema ist aktuell, da das Bundeskartellamt seit einiger Zeit - zuletzt im Rahmen der 8. GWB-Novelle - bestrebt ist, die kartellrechtliche Konzernmutterhaftung durch Änderungen im OWiG und im GWB und damit eine Angleichung an EU-Recht herbeizuführen. Neben einer signifikanten Aufarbeitung von Gerichts- und Verwaltungsentscheidungen sowie Literatur betritt der Verfasser teilweise juristisches Neuland. Er zeichnet sowohl die dogmatischen Schwächen des europäischen Haftungsansatzes in Gestalt der der wirtschaftlichen Einheit nach, als er auch Überlegungen anstellt, welche Gestaltungsmöglichkeiten dem deutschen Gesetzgeber de lege ferenda offenstehen, um einen Sanktionsdurchgriff auf verbundene Unternehmen zu konstruieren. Dabei setzt er sich auch kritisch mit der aus Europa entlehnten Figur der wirtschaftlichen Einheit im Rahmen der Umsatzbemessung im deutschen Recht auseinander, die mit der 7. GWB-Novelle in das Sanktionsrecht eingefügt wurde.

Das FIW freut sich, mit diesem Band eine Schrift vorzulegen, die viele im Schnittstellenbereich von Kartellrecht, Konzernrecht und Sanktionsrecht angesiedelte Rechtsfragen berührt und angesichts ihrer Breite und Eindringtiefe die wissenschaftliche Diskussion wesentlich bereichern wird.

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